Du kennst das: Das Konto ist im roten Bereich, die Mahnungen stapeln sich und die Gedanken kreisen darum, wie es überhaupt noch weitergehen soll. Vielleicht steht sogar die Privatinsolvenz im Raum. In dieser Situation stellt sich für viele die Frage: Soll ich mein Auto verkaufen, um dringend benötigtes Geld zu bekommen? Oder ist es besser, es zu beleihen und weiterhin zu nutzen?
Eine schwierige Entscheidung – aber keine unlösbare.
Schauen wir uns die Optionen einmal genauer an.
Die emotionale Seite: Freiheit auf vier Rädern
Für viele ist das Auto mehr als ein Stück Blech. Es bedeutet Freiheit, Flexibilität und, seien wir ehrlich, manchmal auch Status. Gerade in ländlichen Regionen ist es fast unmöglich, ohne Auto zuverlässig zur Arbeit, zum Einkaufen oder zu Terminen zu kommen. Wer also sofort an „Auto verkaufen“ denkt, spürt oft ein mulmiges Gefühl: Wie komme ich dann noch von A nach B?
Diese emotionale Bindung ist verständlich. Aber: In einer echten finanziellen Notlage darfst du nicht nur mit dem Herzen entscheiden – sondern musst auch nüchtern rechnen.
Option 1: Das Auto verkaufen
Das Auto zum Verkauf stellen, hat mehrere Vorteile:
Es gibt aber auch eine Reihe von Nachteilen:
Option 2: Das Auto beleihen
Unter „Beleihen“ versteht man einen Autopfandkredit: Du gibst das Fahrzeug als Sicherheit beim Pfandhaus ab und erhältst einen bestimmten Prozentsatz in bar (im Durchschnitt 60% des Fahrzeugwertes). Eine Weiternutzung ist gesetzlich nicht möglich.
Die Vorteile:
Die Nachteile:
Option 3: das Auto weiterfahren mit Sell-and-rent-back
Wenn du die Nachteile des Autopfands nicht haben möchtest, weil du dein Auto weiternutzen willst, solltest du dir das Modell Sell-and-Rent-back anschauen. Dieser Ansatz ist relativ neu auf dem Markt und bedeutet schlichtweg, dass du dein Auto ohne Einschränkung weiterhin nutzen kannst, aber trotzdem sofort liquide wirst – und zwar zum tatsächlichen Marktwert und nicht zu den
Vorteile:
Nachteile:
Es gibt mehrere Anbieter von Sell-and-Rent-back auf dem Markt wie Flowcar. Die Idee dahinter ist, dass Autobesitzer ihren Kredit schneller bedienen können, wenn sie ihr Fahrzeug weiterhin nutzen dürfen. Denn wer auf das Auto angewiesen ist, um zur Arbeit zu kommen, kann es nicht einfach aus der Hand geben – er würde ja sonst die Grundlage für seine finanzielle Existenz verlieren.
Strategisch denken: Verkaufen oder beleihen?
Die entscheidende Frage ist also: Was ist besser, wenn du kurz vor der Privatinsolvenz stehst?
Wenn du dein Auto nicht unbedingt brauchst, kann ein Pfandkredit eine kurzfristige Lösung sein. Aber Achtung: Nur dann, wenn du wirklich realistisch einschätzen kannst, dass du das Geld bald zurückzahlen kannst. Sonst riskierst du hohe Kosten und, wenn du den traditionellen Weg der Autopfändung wählst, den Verlust des Fahrzeugs am Ende. Willst du es weiternutzen, zahlst du zudem zusätzliche Gebühren.
Wenn das Auto für deinen Job absolut notwendig ist, etwa weil du sonst nicht zur Arbeit kommst, kann ein Sell-and-Rent-back eine kurzfristige Lösung sein. Du wirst wieder liquide, ohne dass du dein Auto beim Pfandleiher abstellen musst.
Wenn du ohne Auto klarkommst oder alternative Lösungen hast (z.B. gute Anbindung an Bus und Bahn, Mitfahrgelegenheiten, E-Bike, Carsharing), kann der Verkauf eine sinnvolle Option sein. Du erhältst mehr Geld, reduzierst deine laufenden Fixkosten und schaffst dir langfristig finanziellen Spielraum.
Psychologischer Aspekt: Stärke zeigen
Viele Menschen empfinden es als Niederlage, ihr Auto zu verkaufen oder zu verpfänden. Aber stell dir vor: Du bist Kapitän eines Schiffes, das in schwerer See unterwegs ist. Dein Schiff ist überladen, und du musst entscheiden, welche Ladung über Bord geht, damit du nicht sinkst. Wer klug handelt, wirft zuerst das Überflüssige ab – um das Schiff, die Crew und die eigene Zukunft zu retten.
So ist es auch mit deinem Auto: Der Verkauf kann ein strategischer Schritt sein, der dich handlungsfähig hält.
Unser Fazit
Es bleibt eine schwierige Entscheidung, die jeder individuell treffen muss. Aber die Optionen sind klar, fassen wir sie nochmal zusammen:
Wichtig: Egal, wie du dich entscheidest – wenn du in finanziellen Problemen steckst, hole dir rechtzeitig professionelle Schuldnerberatung. Dort erhältst du Unterstützung, die dich durch die Krise trägt und dir langfristig einen Ausweg zeigt.
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